Bodo Kester
Kinder und Jugendliche in der Coronazeit
Probleme junger Menschen in einer außergewöhnlichen Lebenslage
Befunde aus Erziehungswissenschaft und Jugendsoziologie
Die Gefahren und Auswirkungen der Corona-Pandemie haben vieles verändert in unserer Gesellschaft. Hierüber wird in Öffentlichkeit und Politik ausführlich und kontrovers diskutiert. Umso auffälliger ist allerdings, dass die Lage von Kindern und Jugendlichen dabei nur eine untergeordnete Rolle zu spielen scheint.
So kommen die jungen Menschen dabei nur selten selbst zu Wort und sogar im Zusammenhang mit Schule als einem der wichtigen Themen in der Diskussion begegnen sie uns eher als Menschen, die in einem veränderten Interaktionssystem möglichst gut funktionieren sollen und schlimmstenfalls als Regelbrecher im Homeschooling und als Belastungsfaktoren in den berufstätigen Familien wahrgenommen werden.
Dabei ergibt eine aktuelle Untersuchung der Universität Frankfurt, dass sich Jugendliche nach ihrer eigenen Einschätzung nahezu aus dem öffentlichen Leben verschwunden begreifen. Sie fühlen sich nicht beachtet, auf Homeschooling reduziert und allein gelassen. Sie leiden unter den Kontaktbeschränkungen besonders stark und von ihrem bisherigen Lebens- und Freundeskreis abgeschirmt. Sie fühlen sich einsam, verunsichert und psychisch belastet. Eine kleine Gruppe, die bereits zuvor von sozialen und seelischen Einschränkungen betroffen war, fühlt sich interessanterweise aktuell befreiter und entlasteter: ihre vorige Lage betrifft im Moment alle und ihr Anpassungsdruck hat sich verringert.
Während die Frankfurter Befragung sich eher an ältere Jugendliche gerichtet hat, äußern sich Psychologen und Sozialpädagogen differenzierter und beziehen Kinder und ihre Familien in die Überlegungen ein. Je nach ihrer spezifischen Situation erleben Kinder und jüngere Jugendliche die Coronazeit unterschiedlich:
In diesen Zusammenhängen wird erkennbar, welche Bedeutung den Formen öffentlicher Erziehung mittlerweile zukommt. Ohne Kitas und Schulen, aber auch ohne außerschulische Jugendangebote und ohne Beratung und Hilfen zur Erziehung kommt die Gesellschaft in ihren Integrations-, Schutz- und Förderfunktionen sehr bald an ihre Grenzen. Wir alle benötigen ein vielgestaltiges, intensives und lebensweltorientiertes System zur Unterstützung von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien. Wer richtigerweise den wirtschaftlichen Sektor derzeit massiv unterstützt, muss gleichzeitig die Förderung und Betreuung von Kindern und Jugendlichen auf vielfältige Weise im Blick haben. Sonst wird´s nicht klappen.
Literatur
Sabine Andresen u.a., Erfahrungen und Perspektiven von jungen Menschen während der Corona-Maßnahmen, Universitätsverlag Hildesheim 2020
„Wir sorgen uns um Jugendliche in der frühen Pubertät“, Zeit Online, 05.07.2020
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